Wie stabil ist die aktuelle Marktentwicklung im Bau- und Nutzfahrzeugbereich?

by Markus Isgro
Wie entwickelt sich der Markt für Nutzfahrzeuge und Baumaschinen?

Ob Bagger, LKW oder Busse – der Markt für Baumaschinen und Nutzfahrzeuge ist seit einiger Zeit konstant im Aufwind. Woher kommen diese Erfolge und welche Rolle spielen zukünftig E-Antriebe in diesen Bereichen? Wir werfen einen Blick auf aktuelle Entwicklungen.

Industriemessen sind ein ideales Stimmungsbarometer für einen Wirtschaftsbereich: Ziehen die Aussteller überwiegend positive Bilanz und die Besucherzahlen steigen an, geht es der betreffenden Branche zumeist gut. Insofern ist es bezeichnend, welche Entwicklung die Bauma, Weltleitmesse für Baumaschinen und Co., gerade veröffentlicht hat: 620.000 Besucher im Jahr 2019 bedeuten einen Anstieg um etwa 40.000 Personen. Auch auf Ausstellerseite wurde mit rund 3.700 Ausstellern aus 63 Ländern eine neue Bestmarke erreicht. Zudem berichten die Aussteller von vollen Auftragsbüchern, so zumindest die Darstellung der Organisatoren. Dazu passen die Zahlen und Prognosen der Verbände. So vermeldete etwa der VDMA im letzten Jahr ein Umsatzplus von 11 Prozent für die europäische Baumaschinenbranche. Für das laufende Jahr erwartet der VDMA eine Fortsetzung des Wachstumskurses. Angetrieben wird dieser Erfolg von einem weltweit expandierenden Bau- und Bergbausektor – eine relativ neue Entwicklung. Dazu ein Blick auf das Beispiel Europa: Die Wirtschaftskrise im Jahr 2008 hatte die Branche seinerzeit hart getroffen. Während in manchen Ländern die Produktion zunächst sogar um zweistellige Prozentwerte abstürzte, gingen die Umsätze bis zum Jahr 2013 in der gesamten EU konstant zurück. Seitdem geht es mit leichten Schwankungen aufwärts. Zuletzt hat das Tempo merklich zugelegt. So vermeldete die European Construction Industry Federation (FIEC) in ihrem Jahresbericht 2019 einen Gesamtumsatz von 1,4 Milliarden Euro im Jahr 2018. Im Vorjahr hatte er nur 1,36 Milliarden betragen.

Nutzfahrzeuge: Branche treibt Elektrifizierung voran

Auch die Nutzfahrzeugbranche befindet sich in einem bemerkenswerten Aufwind. Hierzu liegen interessante aktuelle Zahlen des europäischen Herstellerverbands ACEA vom Juni 2019 vor: Seit Jahresbeginn wurden weltweit 1,1 Millionen Nutzfahrzeuge abgesetzt. Das entspricht einem Plus von immerhin 6,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders steil ist die Wachstumskurve in Deutschland, wo allein im Mai 2019 knapp 40.000 Fahrzeuge verkauft wurden – ein Jahr zuvor waren es im gleichen Zeitraum nur rund 31.700 Fahrzeuge. Bereits im vergangenen Jahr hatte sich der deutsche Nutzfahrzeugmarkt auf Rekordniveau bewegt. Insgesamt haben die Hersteller hier 386.282 Einheiten abgesetzt, was einem Wachstum von 4,6 Prozent entspricht, so die Zahlen des Verbands der internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) von Anfang 2019. Vor allem schwere Nutzfahrzeuge waren gefragt.

Auch und gerade im weiten Themenfeld „Nutzfahrzeuge“ ist der Einsatz von E-Antrieben interessant. Ein Erfolgstreiber sind hierbei die Einsatzszenarien: Man weiß von vornherein, wie lange und wo sie täglich im Einsatz sind und kann den Antrieb dementsprechend auslegen. Daraus ergeben sich erstaunliche Möglichkeiten, wie ein Beispiel aus der Schweiz zeigt. Hier kommt ein sogenannter eDumper beim Transport von Gestein aus einem höher gelegenen Steinbruch in eine tiefer gelegene Verarbeitungsanlage zum Einsatz. Der Clou: Bei der langen Talfahrt gewinnt (!) das Fahrzeug während des Bremsens Energie und lädt seine riesige Batterie auf. Dabei nimmt das System mehr Energie auf, als für die Bergauffahrt benötigt wird. Es muss deshalb kaum noch nachgeladen werden – ein geschlossener Kreislauf.

Kommunen als Treiber

Ein entscheidender Treiber für den Erfolg von E-Nutzfahrzeugen und -Baumaschinen sind die Kommunen. So gibt es beispielsweise bereits Ausschreibungen von großen Bauprojekten in den Städten, in denen explizit nach einem möglichst kleinen CO2-Ausstoß verlangt wird. Elektrisch angetriebene Fahrzeuge sind hier natürlich im Vorteil. Außerdem stellen viele Kommunen in den nächsten Jahren ihren ÖPNV auf rein elektrische Antriebe um – ein gigantischer Markt, denn alleine in Deutschland sind rund 22.000 Dieselbusse unterwegs. Sollten sie zukünftig alle wegfallen und durch E-Busse ersetzt werden, nimmt die Schadstoffbelastung in den deutschen Städten deutlich ab. Hamburg zum Beispiel plant den Komplett-Tausch bis zum Jahr 2020.

Übrigens halten viele Experten auch den Einsatz von Wasserstoff-Verbrennungsmotoren im Bau- und Nutzfahrzeugbereich für vielversprechend. Große OEMs und Zulieferkonzerne sind in den Markt eingestiegen und treiben die Industrialisierung voran. Ob sich diese Technik durchsetzt, hängt allerdings entscheidend von der Schaffung einer flächendeckenden Tank-Infrastruktur ab.

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